Der Negertöter

Mit dieser Erzählung ergibt sich mir einmal die Möglichkeit eine Geschichte in der Geschichte zu konstruieren. Dazu verhilft mir mein Schweitzer (!) Freund B. mit welchem ich nach und durch Quito ging.

Eines Morgens nach einer kurzen Nacht machten wir uns auf den Weg unser Frühstück einzunehmen. Wir wohnten in einem Viertel, welches stadtauf- und -abwärts "Gringolandia" genannt wird. Mit dem Namen hat das 1/4 gemeinsam, dass dort viele Gringos verkehren und nochmehr einheimische Frauen, welche einen solchen zum verkehren suchen. Auf dem besagten Weg zur Frühstückseinnahmestelle erzählte ich nun B. folgende Story aus Afrika:

"Höre B." sagte ich zu ihm. "Weißt du eigentlich, was ein Negertöter ist?" Er verneinte diese Frage und sah mich dabei an, wie alle Menschen jemanden ansehen der eben das Wort "Neger" in den Mund genommen hat. "Das ist ein Typ Mensch, den ich personifiziert in Südafrika nahe den Drakensbergen getroffen habe." sagte ich. In diesem speziellen Fall betrieb er mit seiner Frau eine Herberge. Deren Wände komplett mit ausgestopften Tierköpfen, Fellen und Jagdtrophäen behangen waren. Außerdem waren die Werkzeuge mit denen er sein Werk angerichtet hatte ausgestellt bzw. -gehangen: jede Menge großkalibrige Flinten dazu Schwarz-Weiß-Bilder, auf denen er mit seinen tierischen Opfern, grinsenden Kameraden sowie den schwarzen Untergebenen zu sehen war. Wir konnten uns überzeugen, wo ein großer Teil der Mauser KAR98 nach dem 2. Weltkrieg hingekommen war. Ich schilderte nun meinem Freund B. in allen Facetten, Farben und Formen, wie der Negertöter auf mich gewirkt und welches Handwerk er meiner Meinung nach zur Zeit der Apartheid in Südafrika mit seinen armen Opfern - seien sie nun tierischer oder hominider Art gewesen - getrieben haben musste.

Jäger sind das Letzte! Der erste Negertöter Der zweite Negertöter Der dritte Negertöter Der vierte Negertöter

B. fand meine Schilderung natürlich übertrieben. Wir gingen also frühstücken, saßen gemütlich nichtsahnend den schönen Kellnerinnen hinterherblickend unter einer Palme die extra dort stand damit ich sie hier erwähnen kann - und siehe da: es kamen zwei andere, die wie Europäer aussahen, aber schon 25 Jahre älter als wir waren. Einer von beiden war - richtig geraten - ein Negertöter (wobei ich nicht sicher bin, ob ich ihn nicht besser Inkamörder nennen sollte).

An dieser Stelle ist es an der Zeit, das Äußere dieses Menschenschlags zu beschreiben. Das Original in Afrika war grob, groß, fett, ca. 60 Jahre, hatte khakifarbene Safarikleidung (die mit den vielen unnützen Taschen und Täschchen an den unmöglichsten Stellen - gern auch bei Rentnern an beliebten Ausflugszielen getragen) gemischt mit tarnfarbener Armybekleidung an, hatte ein rotes arteriosklerose- oder vom Alkoholismus gezeichnetes Gesicht mit Vollbart und ein zur Gesamterscheinung farblich unpassenden Basecap auf dem Kopf. Genauso wie sein Bruder im Geiste auf dem anderen Kontinent war nun der Herr gekleidet der sich an unseren Nachbartisch setzte. Meinem Freunde B. blieb der Bissen im Hals stecken - passte doch die von mir vorher gelieferte Beschreibung wie die Faust aufs Auge. Und sie wurde sogar noch übertroffen, denn abseits des einen gab es ja noch den anderen, der mit dem einen gekommen war.

Dieser unterschied sich dadurch, dass er hager war statt des Vollbartes einen Walroßbart hatte, sonst aber alle oben genannten Merkmale aufwies. Kurzum, er sah einfach fies aus. Hier setzte B.'s Phantasie ein: "Schau dir den an!" sagte er. "Der tötet die Neger nicht nur, der quält sie auch noch vorher. Sein dicker Kumpel empfindet es vielleicht noch als unangenehme Sache die gemacht werden muss, eine Respektlosigkeit bzw. geringe Verfehlungen auf einer Safari hart zu bestrafen - aber der andere? Der lässt die Zebras extra stehen, um die Dienerschaft zu meucheln."

So philosophierten wir eine Weile weiter über die beiden Anderen, und stellten uns auch in allen Farben vor, wie sie sich wohl in Thailand benehmen würden. Schließlich nahmen die hübschen Kellnerinnen mit ihrem Lächeln wieder unsere Aufmerksamkeit in Anspruch und wir genossen das Leben wohlwissend, dass wir in 25 Jahren selbst - vielleicht von der Kleidung einmal abgesehen - wie Negertöter aussehen würden.

 

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